20. September 2025
Ladies Night
Sängerhalle Saulheim

„March! March!“ – LadiesNight in der Sängerhalle
Von Andrea Bischoff
Ein Abend voller Sinneseindrücke und Emotionen - dies war die gemeinsame „Ladies Night“ des Frauenchors INCOGNITO und der ChoryFeen aus Staudt am 20. September 2025 in der Sängerhalle. Das zahlreich erschienene Publikum kannte die „Ladies Night“ bisher als Konzertreihe, in der der Frauenchor einen weiteren Frauenchor für ein gemeinsames Konzert einlädt. Dieser Abend ging jedoch noch ein Stück weiter, indem er den Zuschauenden die volle Bandbreite dessen zeigte, was von Frauen komponierte und / oder interpretierte Musik ausmacht – und mehr noch: Der zeigte, wie Frauen über die Jahre die Musik nutzten, um für sich und ihre Rechte einzustehen. Wochenlange Vorbereitungen des gesamten Chors in verschiedenen Arbeitsgruppen gingen der Aufführung voran, um einen Abend auf die Bühne zu bringen, der sich in jeglicher Hinsicht hören und sehen lassen konnte.
Als sich die Gäste zu Konzertbeginn auf ihren Plätzen niederließen, wähnten sie sich auf einer Demonstration. Eingespielte Tonaufnahmen von weltweiten Kundgebungen für Frauenrechte waren nur der Aufhänger für das erste Highlight des Abends: Den von beiden Chören vorgetragenen „March oft he women“ von Ethel Smyth. Einer Demonstration gleich war der Gesang zunächst nur von draußen zu hören, kam näher und näher, bis sich schließlich alle Frauen in der Sängerhalle verteilten und das Stück, eines der prägendsten der noch jungen Frauenbewegung des frühen 20. Jahrhunderts, vortrugen. Das Gefühl, Teil einer Kundgebung zu sein, wurde noch verstärkt, als sich die oberen Fenster der Sängerhalle öffneten und es Flugblätter auf das überraschte Publikum regnete. Danach übernahmen die Frauen von INCOGNITO die Bühne. Historisch ging der erste Konzertteil weiter: Auf „Schwester Suffragette“ aus dem Disney-Film „Mary Poppins“ folgte „You don’t own me“ von Leslie Gore. Die Moderatorinnen ordneten diese Stücke dem jeweiligen geschichtlichen Kontext zu. Gleichzeitig wurden zu den Liedern passende Videos abgespielt. Auch musikalisch wurde die Performance der Sängerinnen noch verstärkt: Zum Ensemble auf der Bühne gehörte eine Band mit Schlagzeuger, Gitarristen, Bassistin und Saxophonspieler*in.
Es folgte der zweite Block des Konzertes mit Stücken zum wohl kraftvollsten aller Gefühle – der Liebe: Den Anfang machte der schwedische A-Capella-Song „Jag sag Dig“, auf Deutsch „Ich sehe Dich“ von Kraja. Zurück in die 80er-Jahre ging es mit „Running up that hill“ von Kate Bush. Dass es in Liebesliedern nicht nur um die rosarote Brille geht, bewiesen die Frauen mit „You oughta know“ von Alanis Morissette. Stärker sind die Gefühle über ein Beziehungsende wohl nie in Szene gesetzt worden als in diesem Lied, und auch der Chor interpretierte dieses Stück, unterstützt durch die Band, sehr ausdrucksstark. Auch hier wurden die Lieder durch ergänzende Moderationen eingerahmt und näher erläutert.
Dem Thema „Empowerment“ – Selbstbemächtigung widmete sich der dritte Block des Konzerts. „What was I made for“ von Billie Eilish aus dem „Barbie“-Kinofilm machte den Anfang. Es folgte ein wahrer Klassiker, nämlich „Für mich solls rote Rosen regnen“ von Hildegard Knef. Passend dazu wurde eine Videoinstallation abgespielt, die Bilder der Sängerinnen in verschiedenen Phasen ihres Lebens zeigten. Die stimmungsvolle Moderation ergänzte diese emotionalen Momente. Lässig-cool wurde es mit dem folgenden Lied, „Royals“ von Lorde. Der Abschluss des Blocks und die Verabschiedung in die Pause wurde mit „Unwritten“ von Natasha Bedingfield eingeläutet. Bereits hier forderte das begeisterte Publikum eine Zugabe – ein Wunsch, dem die Chöre im weiteren Verlauf nur zu gerne nachkamen.
Nach der Pause hatte sich die Zahl der Frauen auf der Bühne verdoppelt. Nun hatten die ChoryFeen ihren Auftritt. Sie begannen mit „Both Sides now“ von Joni Mitchel. Es folgten „You say“ von Lauren Daigle und „Take me home“. Ein traditionelles Spiritual, nämlich „Will the circle“ wurde im Anschluss vorgetragen. Wie vielfältig ihr Repertoire ist, zeigten die ChoryFeen auch mit den nächsten Stücken, welche ein ganz anderes Genre vertreten, nämlich „Hungriges Herz“ von Mia und „Shake it off“ von Taylor Swift, ergänzt durch eine mitreißende Choreo, die auch das Publikum zum Mit“shaken“ brachte.

Alles mündete im gemeinsamen letzten Teil, der alle Sängerinnen auf die Bühne und das Publikum endgültig zum Tanzen brachte. Mit dem Eingangslied „Roar“ von Katy Perry wurden auch bildlich gezeigt, was „frau“ so machen muss, um für sich einzustehen: Nämlich zu brüllen wie ein Löwe. Nach den zahlreichen Danksagungen an alle, die dazu beigetragen haben, dass ein solch großes Konzertprojekt auf die Beine gestellt werden konnte, folgten „Love Power“ von Skeewiff und als doppelte Zugabe DIE Hymne der Frauenbewegung: „Respect“ von Aretha Franklin. War die kraftvolle Energie von der Bühne, nicht zuletzt durch die Vorträge der Chöre und ihrer Solistinnen, das Zusammenspiel der Chorleiter*innen Michel Götz und Jessica Burggraf und manche tänzerische Einlage nicht ohnehin schon auf das Publikum übergesprungen, hielt es bei den letzten Tönen niemanden mehr auf den Sitzen – die Sängerhalle tanzte kollektiv zum mitreißenden Gesang und der Bandbegleitung.
„Ein brillanter Abend“, „Eine spannende Zusammenstellung von abwechslungsreichen, engagierten Stücken, wunderbar arrangiert, perfekt einstudiert und großartig vorgetragen“. So oder so ähnlich lauteten die begeisterten Stimmen, die man im Anschluss bei der Aftershowparty und in den Tagen danach hörte. Dieses inspirierende und energiegeladene Konzert begeisterte Publikum und Teilnehmende gleichermaßen. Und noch am Abend wurden Stimmen laut, im kommenden Jahr eine Neuauflage der Ladies Night, dieses Mal in Staudt, zu veranstalten. Dieser Wunsch, soviel können wir an dieser Stelle bereits verraten, soll im Herbst 2026 in Erfüllung gehen.

